Der Zauberstab

Ich möchte Dir heute eine Technik aus der Wellington-Arbeit vorstellten. Das Abstreichen mit der Gerte, die wir auch Zauberstab nennen. Manchmal wenn ich diese Technik einsetze, könnte man wirklich an Hexerei glauben, da die Pferde so schnell und nachhaltig darauf reagieren.

Bitte Vorsicht

Diese Übung eignet sich nur für Pferde die keine Angst vor der Gerte haben. Bei einem Pferd das sich vor der Gerte fürchtet, muss man erst daran arbeiten, dem Pferd diese Angst zu nehmen.

Vorsicht bei Pferden die spanischen Schritt gelernt haben. Diese missverstehen das Abstreichen häufig als ein Signal dafür. Hier müssen die Signale sehr klar abgestimmt sein. Du kannst dann zunächst das Abstreichen an den Hinterbeinen ausführen.

Was kann der Zauberstab?

Das Abstreichen mit einer Gerte hat viele positive Effekte auf Dein Pferd:

  • Es wirkt beruhigend
  • Das Körperbewusstsein wird verbessert
  • Es verbessert die Konzentrationsfähigkeit
  • Es verbessert die Koordinationsfähigkeit
  • Es verbessert die Kooperationsbereitschaft
  • Es hilft Deinem Pferd Stress abzubauen
  • Die Disziplin bzw. Selbstkontrolle wird verbessert
  • Das Abstreichen mit der Gerte ist auch ein Lob

Ist es Hexerei?

Nein, beim Abstreichen von oben nach unten mit einer Gerte massierst Du das Blut Deines Pferdes in die Beine. Das wirkt auf das Pferd beruhigend. Wenn Dein Pferd aufgeregt ist, geht das Blut in das Herz-Lungensystem: der Körper macht sich fluchtbereit. Durch das Abstreichen spürt das Pferd seine Beine wieder besser und kommt wieder ins Gleichgewicht.

Wann setze ich diese Technik ein?

Es gibt viele Situationen in denen Du Dir mit dem Abstreichen der Pferdebeine das Leben leichter machen kannst. In Situationen, in denen das Pferd still stehen soll, ist es besonders hilfreich:

  • Am Anbinder
  • Beim Hufschmied
  • Beim Tierarzt
  • Bei der Bodenarbeit
  • Beim Aufsitzen

Das Werkzeug

Am besten eignen sich dazu die Tellington-Gerten. Diese Gerten sind nicht so flexibel wie die herkömmlichen Reitgerten, trotzdem sind sie biegsam. Wenn die Gerte zu flexibel ist, kannst Du die Berührung mit der Gerte nicht so präzise dosieren. Je nach Größe Deines Pferdes eignen sich dafür eher lange Gerten, wie man sie auch in der Bodenarbeit häufig nutzt. Ich persönlich nutze meist eine Tellington-Gerte mit einer Länge von 1,20m. Damit kann ich das Pferd am ganzen Körper erreichen und meine Position vorne halten. Zum Ausprobieren geht sicherlich auch eine ganz normale Dressurgerte.

So gehst Du vor

Am besten stehst Du seitlich vor Deinem Pferd. Lege die Gerte mit sanftem Druck an die Brust Deines Pferdes und streiche nach unten bis zu den Hufen. Das Abstreichen der Beine wird immer von oben nach unten ausgeführt. Wenn Dein Pferd diese Berührung akzeptiert, kannst Du auch die Rückseite der Beine vom Ellenbogen bis zum Hufballen abstreichen. Anschließend kannst Du die Hinterbeine seitlich vom Knie zum Huf abstreichen.

Druckstärke

Wie stark muss der Druck sein? Die Gerte darf sich dabei leicht biegen. Dein Pferd kann Dir am besten sagen wie es richtig ist. Weicht Dein Pferd aus, probiere eine sanftere Druckstärke, weicht es dann immer noch aus, probiere das Abstreichen mit etwas mehr Druck.

Rhythmus

Der richtige Rhythmus ist wichtig für einen sichtbaren Effekt und hängt von der Stimmung Deines Pferdes ab. Ist Dein Pferd eher nervös, dann führe die Bewegung etwas schneller aus. Beobachte Dein Pferd dabei. Wenn es ruhiger wird, wird auch das Abstreichen langsamer.

Du musst Dein Pferd da abholen wo es gerade ist

Manche Leute sind irritiert, wenn sie erfahren, dass ein aufgeregtes Pferd mit einer schnellen Bewegung beruhigt werden soll. Aber genau das ist der Trick: Niemand fühlt sich verstanden, wenn er aufgeregt ist und jemand in ganz sanften ruhigen Ton zu ihm sagt „Sei gaaanz ruuuhig“. Man fühlt sich viel besser aufgehoben wenn man da abgeholt wird wo man ist. Deshalb soll das Tempo der Stimmung des Pferdes entsprechen.