Wie ich aus dem Sattel die Bewegung meines Pferdes beurteilen kann
Spieglein, Spieglein an der Wand …
Kaum eine Reithalle ohne Spiegel. Die Spiegel dienen natürlich nicht der Eitelkeit der Reiter und Pferde obwohl man das gelegentlich glauben könnte. Ein Blick in den Spiegel und der Reiter weiß, ob er und sein Pferd in korrekter Haltung sind. Oder nicht?
Meist stört der Blick in den Spiegel die Konzentration und das Gleichgewicht des Teams. Also wie kann der Reiter noch herausfinden ob er mit seinem Pferd im Gleichgewicht ist, es im Takt und gerade gerichtet läuft und beide in einwandfreier Haltung sind?
- Einen Zuschauer befragen
- Ein Video aufnehmen lassen
- Das Bewegungsgefühl des Reiters schulen
Bei den ersten beiden Methoden ist man auf andere angewiesen, bekommt ggf. recht ungenaue Eindrücke geschildert oder kann sich das Ergebnis auf Video erst nach einiger Zeit ansehen. Dabei gibt mir mein Körper ein unmittelbares und exaktes Feedback.
Das Geheimnis: Der innere Spiegel
Wir alle sind in der Lage, das Gefühl für Takt, Losgelassenheit, Geraderichten, Balance und Harmonie zu erlernen. Natürlich muss man das üben und braucht auch fachliche Anleitung um das eigene Gefühl korrekt zu schulen.
Folgende Übung hilft Dir zu spüren, wie sich der Pferderücken unter Dir bewegt.
Du benötigst für die Übung ein braves, gesatteltes Pferd, einen pferdefreundlichen Helfer und ca. 30 Minuten Zeit. Reithelm nicht vergessen!
Kehr vor Deiner eigen Haustür
Bevor Du beurteilen möchtest ob Dein Pferd den Rücken aufwölbt, gerade oder schief ist, musst Du überprüfen ob dein Becken gerade steht. Nur dann kannst Du sicher sein, dass Dein innerer Spiegel kein Zerrspiegel ist.
Steig auf Dein Pferd auf und lasse Dich von Deinem Helfer führen. Spüre einen Augenblick lang wie Dein Pferd Dich bewegt. Bitte Deinen Helfer anzuhalten und lege nun vorsichtig beide Beine vor den Sattel, so wie Nele auf dem Bild.
Wenn dir diese Haltung zu abenteuerlich ist dann nimm einfach nur die Beine aus den Steigbügeln. Die Steigbügel in diesem Fall bitte überschlagen.
Es sollte Dir nun möglich sein, Deine Sitzbeinhöcker deutlich zu spüren.
Bitte Deinen Helfer, das Pferd wieder im Schritt an zu führen. Halte Dich bitte am Sattel fest wenn es Dir zu wackelig ist.
Spüre die Bewegung Deiner Sitzbeinhöcker
Sobald Du Dich an Deine Postion gewöhnt hast und Dich sicher genug fühlst finde heraus wie Deine Sitzbeinhöcker vom Pferderücken bewegt werden.
Folgende Fragen können Dir bei Deiner Entdeckungsreise helfen.
- Gibt es eine Auf- und Abbewegung?
- Gibt es eine Vor- und Zurückbewegung?
- Sind die Bewegungen des linken und rechten Sitzbeinhöckers asynchron?
- Sind die Bewegungen des linken und rechten Sitzbeinhöckers gleich groß?
- Zeigen die beiden Sitzbeinhöcker im Halten gerade nach unten?
Diese Fragen kannst Du nur ehrlich beantworten, wenn Du Dich wirklich der Bewegung des Pferdes überlässt, ohne irgend etwas dazu zu tun.
Wenn du alle Fragen mit Ja beantworten kannst, ist Dein Becken vermutlich in einer neutralen Postion und die Hüftgelenke können frei der Bewegung folgen.
Bitte Deinen Helfer erneut anzuhalten und lege Deine Beine vorsichtig in die normale Postion. Kannst Du Deine Sitzbeinhöcker immer noch spüren? Kannst Du die oben stehenden Fragen immer noch mit alle Ja beantworten oder hat sich etwas geändert?
Sollte dies nicht der Fall sein, bist du keine Ausnahme. Die meisten Reiter haben eine bessere und eine schlechtere Seite. Mit den richtigen Übungen und etwas Geduld kannst Du Deine Beweglichkeit optimieren. Diese Übungen müssen bei einem persönlichen Termin auf Dich abgestimmt werden.
Vertraue dem Pferd
Der Schlüssel zum Bewegungsgefühl ist Vertrauen. Du muss bereit sein, Deinen Körper dem Pferd anzuvertrauen, Du musst Dich von ihm tragen lassen, Dich in die Bewegung mitnehmen lassen.