Reitpferde richtig führen
Am liebsten mit Heckantrieb
Fürs Reiten wünschen wir uns Pferde, die aktiv in der Hinterhand sind. Nur ein Pferd, das gut untertritt, kann den Reiter aktiv tragen und locker vorwärts gehen. Interessanterweise kann man häufig beobachten, wie Reiter die Hinterhand konsequent deaktivieren. Unbewusst aber effektiv arbeiten viele Reiter gegen Ihre eigentlichen Ziele: vor und nach dem eigentlichen Training.
Eine Trainingseinheit mit dem Pferd beträgt häufig zwischen 20 und 60 Minuten. Meistens braucht man zu Vorbereitung (Pferd holen, putzen, satteln, auftrensen, zum Reitplatz gehen) und zur Nachbereitung jeweils 30 Minuten. Das was wir als „Training“ bezeichnen, ist also höchstens die Hälfte der Zeit, die wir mit dem Pferd verbringen. Das Pferd lernt aber ständig von uns, die ganze Zeit, auf jedem Weg. Und die Hälfte der Zeit trainieren viele von uns unbewusst die falschen Dinge.
Merke: Die Arbeit mit Deinem Pferd beginnt bereits, wenn Du es begrüßt, aufhalfterst und zum Putzplatz führst.
Abschleppdienst
Besonders bei Pferden, die nicht fleißig mitgehen, kommt man schnell in Versuchung, am Halfter zu ziehen. So bringt man schon vor dem Reiten, das Pferd auf die Vorhand und aus dem Gleichgewicht.
Das kann man jeden Tag sehen und anschließend auf dem Reitplatz die Auswirkungen direkt beobachten. Achte einfach mal darauf, wie verschiedene Reiter Ihre Pferde führen und wie sie reiten.
Reiter sind Führungskräfte
So wie Du Dein Pferd führst, so reitest Du auch. Ob Dein Pferd losgelassen und locker im Genick läuft, entscheidet sich schon beim Umgang. Wer sein Pferd zum Putzplatz hinter sich her zieht, kann nicht erwarten, dass es unterm Sattel locker vorwärts geht.
Glücklicherweise funktioniert das umgekehrt genauso: Bei jedem gemeinsamen Schritt hast Du die Chance Deinem Pferd zu helfen, sich richtig auszubalancieren.
Der Dingo
Der Dingo ist eine gute Übung aus der Tellington Arbeit um den Pferdemotor zu starten. Dabei lernst Du, Dein Pferd besser auszubalancieren und die Hinterhand zu aktivieren. Langsame Pferde lernen, schneller zu reagieren. Ungeduldige Pferde lernen, auf ein Signal zu warten.
Ausrüstung
Du benötigst einen Strick oder eine Tellington-Führleine und natürlich Handschuhe, ein gut passendes Halfter und eine Gerte.
Wenn Du eine Tellington-Führleine besitzt, weißt Du sicherlich wie Du diese über die Nase verschnallen kannst. Wenn nicht befestige den Strick seitlich am Halfter.
Wie alle Tellington-Führübungen sollte man auch den Dingo von beiden Seiten üben. Dabei muss die Leine natürlich umgeschnallt werden.
Wie immer bei der Bodenarbeit stehen Dir zur Kommunikation vier Möglichkeiten zur Verfügung.
- Gerte (z.B. Azatemgo Leder Peitschen 45 cm bei Amazon)
- Stimme
- Dein Körper
- Die Führleine
So geht’s (von links geführt)
- Lege Deine Führleine in ordentlichen Schlaufen in Deine Linke Hand. Achte dabei darauf, dass Du Dir die Leine nicht um die Hand wickelst. Deine Linke Hand fasst die Leine ganz dicht am Halfter an.
- Streiche mit Deiner Rechten Hand Dein Pferd mit der Gerte vom Widerrist zur Kruppe hin zwei bis drei mal ab. (siehe dazu auch den Artikel & Video Der Zauberstab)
- Dann Tippst Du freundlich mit der Gerte auf die Kruppe Deines Pferdes und gibst mit der Linken Hand ein Signal zum losgehen. Zeitgleich erfolgt ein Stimmsignal „und Scheeeritt“.
Ist Dein Pferd in Bewegung, kannst Du entweder gleich wieder anhalten oder in eine andere Führposition wechseln. Vermeide auf jeden Fall jedes Ziehen an der Führleine. Das Pferd soll locker neben Dir vorwärts geht. Die Führleine sollte durchhängen.
Übung macht den Meister
Sollte die Übung nicht klappen und Dein Pferd trotzdem nicht vorwärts gehen, prüfe ob Deine Hand an der Leine Dein Pferd nicht blockiert. Häufig ist es zu Beginn schwierig sich bei dieser Übung richtig zu koordinieren. Probiere es einfach noch einmal.
Nach einer Weile wird Dir das in Fleisch und Blut übergehen. Die Arbeit am Boden und das Reiten wird leichter und lockerer und alles nur wegen guter Führung.
Wenn Du mehr über diese oder andere Führpositionen lernen willst, würde ich mich freuen Dich mal bei einem meiner Kurse oder im Unterricht kennen zu lernen.
Bitte probiere alle Übungen immer mit der gegebenen Vorsicht und auf eigene Verantwortung aus.
Viel Spaß beim Ausprobieren,